Trotz des mäßigen Wetterberichts haben wir uns am vergangenen verlängerten Wochenende in die Bernina-Gruppe gewagt. Wir – das sind Eva, Elisabeth, Peter & ich – fuhren ganz gemütlich Donnerstagvormittag mit der Seilbahn von Surlej (nähe Silvaplana/St. Moritz) auf die Bergstation. Nach der offiziellen „Eröffnung“ dieser AV-Tour legten wir die Felle an und machten uns auf den Weg zu unserem ersten Ziel: Piz Murtel. Vom Gipfel rutschten/stiegen wir ca. wieder 50 hm in ein kleines Becken ab, wo wir die Ski erneut anlegten und zum Piz Corvatsch hoch stiegen. So leicht kann man 3.000er machen :-)

Vom Piz Corvatsch fuhren wir über einen langen, flachen Gletscherhang zu einer steileren Engstelle, auf die eine kurze Querung zum Wegweiser Coaz-Hütte folgt. Hier schnallen wir erneut ab und steigen erneut rund 50 hm durch Felsen (Fixseile) unschwierig ab. Nachdem wir die Ski erneut anschnallen queren wir mit wenig Höhenverlust bis zur Hütte, wo wir uns den ersten schweizer Radler schmecken lassen….

Nachdem das Wetter passabel ist starten Eva und ich noch Richtung Il Chapütschin, unter dessen Gipfelaufbau wir jedoch aufgrund des beginnenden Schneefalls kehrt machen und abfahren. Die Coaz-Hütte ist überschaubar belegt und so kommen wir nach dem Abendessen in den Genuss, zu viert 7 Schlafplätze nutzen zu können.

Freitagfrüh offenbart der Blick aus dem Fenster wenig Erfreuliches: gut 25 cm Neuschnee und schlechte Sicht verheißen einen anspruchsvollen, spur-reichen Tourentag. Die Gletscher sind gut eingeschneit und relativ spaltenarm – trotzdem will die Spuranlage wohl überlegt sein. Im Lauf des Vormittags erreichen wir zuerst den Dschimels und ersteigen im Anschluss den – ebenfalls leichten – Piz Sella. Nach kurzer, windiger Rast nutzen wir ein kurzes Wetterfenster und fahren über den flachen Gletscher zum Rif. Marinelli Bombardieri ab.

Dieses Rifugio ist ein wahres Juwel, liegt bereits auf italienischem Hoheitsgebiet und bietet neben ausgezeichnetem Essen auch eine unübertroffene Auswahl an Flaschenweinen. Wir haben Glück, denn a) sind nur wenige Gäste gemeldet, b) erhalten wir kleine, aber feine 2er Zimmer und c) schließt das Rifugio übermorgen und die Wirtsleute fliegen zurück ins Tal.

Samstagmorgen bietet sich uns ein ähnliches Bild wie Tags zuvor: Erneut Schneefall und null Sicht. Trotzdem machen wir uns auf den langen Weg zur Piz Palü Überschreitung. Nachdem sich das Wetter kein Stück bessert beschließen wir unterhalb des Einstiegs, den Plan zu ändern und direkt über die Scharte via Bellavista und Eisbruck zur Bovalhütte abzufahren. Die Passage nach der Scharte ist dabei extrem heikel, weshalb wir beschließen, am Seil abzufahren. Die Abfahrt bzw. das Abrutschen durch den Bruch ist bei diesen Bedingungen absolut herausfordernd und wir sind am Ende froh, diesen Teil ohne Probleme gemeistert zu haben. Nach den letzten Spalten klart die Sicht auf und wir können DIE PERFEKTE PULVERABFAHRT bis auf den Gletscher unterhalb der Bovalhütte genießen. Der absolute Hammer und eine der lässigsten Abfahrten diesen Winter!

Sonntag klingelt um 04:45 der Wecker, denn wir haben einiges vor: Bei Sonnenschein starten wir mit einem kleinen Umweg auf die Forcla Misaun, wobei die letzten 150 hm ziemlich zäh (weil steiles Gelände) sind und wir einen Teil zu Fuß zurück legen müssen. Die Abfahrt auf der anderen Seite verläuft problemlos und ist leider viel zu kurz. Über den Gletscher spuren wir zum nahen Übergang „Forcla Tschierva“, von wo aus wir das heutige Highlight – Piz Morteratsch – gut erkennen können.

Im Gegensatz zum Sommer ist der Anstieg im Winter auch im steilen Gelände gut ohne Steigeisen und Pickel machbar – zieht sich jedoch unglaublich in die Länge. Schlussendlich stehen wir gemeinsam glücklich am Gipfel, der eine grandiose Aussicht auf die Creme-de-la-creme der Bernina offenbart: Biancograt, Piz Bernina, die Palü-Gipfel, Eselsgrat, Eisnasen, etc.

Die Abfahrt, die nun vor uns liegt ist mindestens so perfekt wie Tags zuvor und führt uns über die Gletscher vorbei an der Tschiervahütte ins ebene Tal Roseg. Wir skaten Richtung Hotel Roseg, wobei wir mehrmals die Bäche überqueren. Das Hotel hat leider geschlossen und so versuchen wir unser Glück, auf der Loipe neben der Straße ins Tal abzufahren. Leider gelingt uns das nur bis zur Hälfte, ab wo wir dann die Ski tragen. Mit dem Bus geht’s zurück zum Parkplatz der Seilbahn, wo wir uns noch ein gemeinsames Abschluss-Bier genehmigen und die Heimreise antreten.

Fazit: Schon wieder geniale Tage in toller Begleitung in atemberaubender Umgebung. Die Bernina bietet im Winter fast noch spannendere Möglichkeiten als im Sommer und offenbart eine Vielzahl von Tourenvarianten. Die Schneeverhältnisse waren wirklich lässig, die Hütten ebenfalls – nur schade, dass uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Für den Rückweg empfiehlt sich die Pferdekutsche oder alternativ ein Taxi – sofern diese in Betrieb sind. Andernfalls hat man einen längeren Hatscher zu bewältigen.

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