Blogger gibt es mittlerweile wie Sand am Meer – zu praktische jedem Thema findet sich etwas im Internet. Outdoor-Blogs bilden dabei keine Ausnahme mit dem feinen Unterschied, dass die Menge im deutschsprachigen Alpenraum „ein wenig“ überschaubarer ist. Erika von ulligunde.com hatte dann die feine Idee, dass sich doch einige dieser abenteuerlustigen, outdoor-affinen Menschen für ein gemeinsames Winter-Wochenende treffen könnten. Nachdem ein Termin gefunden war einigten wir uns schnell auf das verhältnismäßig zentrale Ziel Jamtalhütte.

Freitagmittags also aus dem Büro und mit der Winterausrüstung zum Bahnhof Feldkirch. Mit ÖBB, Montafonbahn und Bus zur Talstation der Vermunt Seilbahn, mit der letzten Gondel rauf und mit dem Tunnelbus auf die Bielerhöhe. Mit den Ski über die Loipe des Stausees zum Winterweg der Wiesbadnerhütte und diesem folgend bis zur Hütte. Nach kurzer Aufwärmphase und Entscheidung für den einfachsten der drei Übergänge auf die Tiroler Seite mit der Stirnlampe bei leichtem Schneefall dieser Entgegen. Auf der anderen Seite der Oberen Ochsenscharte in einfachem Gelände bei etwas mehr Sicht Abfahrt zur Jamtalhütte, wo ich um 20:45 eintreffe und bei Süppchen, Salat, Dessert und Rotwein die anderen Blogger und Nicht-Blogger kennenlerne. Es verspricht, ein feines Wochenende zu werden :-)

Samstagmorgen erwachen wir nach schlafreicher Nacht. Wir sind im Dachgeschoss in Lager 13 untergebracht. Keine Ahnung, wie die anderen Räume aussehen, aber dieser ist Deluxe, Eigene Waschbecken und Spiegel, keine Stockbetten, für jeden mindestens eine 90er Matratze – eher 1,5, Steckdosen und massig Platz auf dem wir uns ausbreiten können. Apropos: Die Hütte verfügt auch über einen anständigen, geräumigen Winterraum mit Ofen und allem Drumunddran – zumindest was man so von außen durchs Fenster sieht. Frühstück ist im großzügigen Gastraum mit kleinem Buffet (Brot, Marmelade, Butter, Käse, verschiedene Wurst, Müsli, Cornflakes, Joghurt. Jause mitzunehmen ist ausdrücklich erwünscht (Papiersackerl). Gut gestärkt holen wir die Ski aus dem Skiraum, schlüpfen in die vorgewärmten Schuhe und passieren den Pieps-Checker.

Das Wetter ist heute leider alles andere als einladend, denn undurchdringliche Wolken hängen tief. Trotzdem starten wir gut gelaunt zur Ochsentalscharte, wo sich Christian Richtung Dreiländerspitze verabschiedet. Der Wind ist eisig, die Sicht könnte besser sein, aber es geht schon. Die restliche Gruppe spurt hoch zum Jamjoch, wo wir beschließen, die Jamspitzen auszulassen und direkt abzufahren. Der Schnee ist gut, jedoch reicht die Sicht keine 10m weit. Glücklicherweise können wir den wenigen vorhandenen Spuren über den Jamtalferner bis unter die Wolkendecke folgen. Auf 2.700m trennt sich die Gruppe – ein Teil fährt ab, ein Kollege und ich wollen noch hoch zur Gamsspitze (3.114m). Am Gipfel angekommen holt uns die Rennsau Christian nach seiner Dreiländerspitzentour ein. Das Timing ist perfekt: Wir drei am Gipfel und es klart auf – also nichts wie runter!

Unterhalb des dezenten Gipfelaufbaus ist eine lässige Rinne zu erkennen. Wir diskutieren die Abfahrt durch diese und entschließen uns aufgrund des vielen windverfrachteten Schnees dagegen. Ärgerlich, aber wahrscheinlich die weisere Entscheidung an diesem Tag. Wirklich dumm, dass man nie erfährt, ob die Entscheidung, in einen Hang nicht einzufahren richtig war oder nicht… :-/ In unserem Fall war es insofern die richtige Entscheidung, da wir mit einer rassigen Pulverabfahrt in perfekten Skigelände belohnt werden. Sanfte Hänge, super Schnee, genügend Unterlage und einwandfreie Sicht – herrlich!!

Zügig erreichen wir die Jamtalhütte am Nachmittag, wo der Wirt dankenswerterweise einen Topf warme Knoblauchcremesuppe bereit gestellt hat. Der verbleibende Nachmittag gestaltet sich dank der lustigen, gut durchmischten Gruppe äußerst kurzweilig. Um halb 7 gibt’s Abendessen: Kaspressknödelsuppe, Tafelspitz und Tiramisu. Das letzte Abendmahl könnte schlechter sein… ;-)

Sonntagfrüh staunen wir nicht schlecht, denn wieder einmal hat sich der Wetterbericht als falsch heraus gestellt: So begrüßt uns ein strahlend-blauer, Wolkenloser Himmel und die Sonne lacht uns entgegen. Rasch packen wir die Rucksäcke, tanken Kalorien und machen uns auf den Weg. Das Ziel des heutigen Tages ist der Ochsenkopf oberhalb der Tirolerscharte. Die zahlreichen Seilschaften bewegen sich glücklicherweise in unterschiedliche Richtungen – am Jamtalferner verlassen wir die bestehende Spur und spuren hoch zur Tiroler Scharte. Von dort sind es noch ca. 100hm zu Fuß zum Gipfel mit 3.057m. Oben erwartet uns perfektes Panorama, herrliche Fernsicht und wenig Wind. Gut gelaunt steigen wir wieder zur Scharte ab und schnallen die Ski an. 2 Jungs verabschieden sich Richtung Bielertal, der Rest fährt entlang der Aufstiegspur ab.

Am Ferner trenne ich mich von der übrigen Gruppe, die über die Jamtalhütte ins Tal abfährt. Mich zieht’s rauf zur Ochsenscharte, von wo aus ich auf die Dreiländerspitze hoch möchte. Bis zum Skidepot beim Gipfelgrat läuft alles easy, Mit Steigeisen und Pickel geht’s links der Sommerroute aufwärts (deutlich leichter als über die Platte rechts des markanten Felsbrocken). Wobei ich mir die Frage stelle, ob diese Variante im Sommer nicht auch die bessere Wahl ist – v.a. nachdem ich dort einen alten Schlaghaken gesichtet habe. Der weitere Weg führt mittelmäßig ausgesetzt zum Vorgipfel. Dieser befindet sich ca. 20m Luftlinie vom Vorgipfel entfernt und ist vielleicht 2m niedriger. Der Weg dorthin führt jedoch wenige Meter hinunter in eine ausgesetzt Scharte und über glatte Platten zum Kreuz. Nichts für einen Sologang ohne Seilsicherung – zumindest nicht für mich.

Als einziger Mensch hier oben verspeise ich genüsslich mein Jausenbrot, schieße einige Fotos und  genieße die Ruhe sowie das einmalige Panorama – Bergkino deluxe! Der Abstieg zum Skidepot verläuft wie erwartet schnell und unkompliziert. Mit den Skiern geht’s zuerst durch Pulverschnee linkshaltend über den Vermuntgletscher und später unterhalb der Wiesbadnerhütte vorbei. Auf die Radtruck-Spur folgt die Loipe über den Stausee zur Bielerhöhe. Nachdem der Nachmittag jung und die Energiereserven noch nicht verbraucht sind entscheide ich mich dafür, den Weg vom Silvrettastausee zum Vermuntstausee zu erkunden. Nicht der spannendste Weg wie ich gestehen muss – aber es geht. Um 16:05 erreiche ich mein Ziel. Keine 5 min später kommt der Tunnelbus mit dem es zurück zur Vermuntbahn geht. Letzte Bahn ins Tal, von wo aus es mit Bus, Bahn, Bahn und Auto nach Hause geht.

Fazit: Ein gelungenes Wochenende durch und durch. Lustige, bergaffine Begleitung, eine feine, gut geführte Hütte, die alle Stückerln spielt und lässige Touren. Die Schneeverhältnisse in der Gegend sind überraschend gut, das Revier 1A – wenn nicht so viele Leute dort wären (auf der Hütte wäre noch reichlich Platz gewesen, aber so viele Tourenmöglichkeiten gibt’s dort nicht.

Übrigens: Wer eine geeignete Packliste für Skitouren sucht wird vielleicht bei Bergzeit fündig: http://www.bergzeit.de/magazin/packliste-skitour

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