Manche Menschen fröhnen am österreichischen Nationalfeiertag der Parade am Heldenplatz, manche sitzen vor dem TV und warten gespannt auf die Rede zur Nation unseres Bundespräsidenten Heinz Fischer, andere tun wiederum gar nichts und wieder andere – so wie ich – läuten die Skitourensaison ein :-) Nach den teils ergiebigen Schneefällen vergangene Woche wär’s auch in tieferen Lagen gut gegangen, aber wir wollten hoch hinaus. Analog zum Saisonauftakt 13/14 heißt das Ziel Wildspitze – dieses Mal jedoch von der anderen (Pitztaler) Seite. 

Samstag – Taschachhaus

Freitagabend Winterreifen aufziehen, Samstagnachmittag die schier endlose Straße zum hintersten Winkel des Pitztals. Parken, Rucksack fertigpacken und feststellen, dass die letzte Bahn vor der Nase weggefahren ist. Rückblickend stellt sich das als gar nicht so schlecht heraus, denn der Weg durchs Skigebiet nach hinten zum Taschachferner ist ohne Aufstiegsspur gar nicht ohne (Spalten, …). Also schlürfen wir mit den Ski über die eingeschneite Forststraße Richtung Taschachhaus. Nach nicht mal 1 km müssen wir den gewalzten Weg leider verlassen und spuren parallel zu vorhandenen Fußspuren rechts des Bachs entlang. Was wir in unserer Euphorie jedoch nicht beachten ist, dass wir eigentlich auf die linke Seite des Bachs müssten. Das wird uns zum Verhängnis, denn irgendwann verlaufen die Fußspuren zum Bach und suchen hilflos einen Übergang. Auch uns ergeht es so, denn mit den schweren Skitourenschuhen ist das Hüpfen von Stein zu Stein doch um einiges herausfordernder. Wir verplempert viel zu viel Zeit bis wir die Zähne zusammen beißen und zu Fuß durch den eiskalten Bach marschieren. Brrrrr.

Der breite Weg endet dann bei einer Materialseilbahn – ab hier wird’s ruppiger und der Aufstieg zur Hütte gestaltet sich aufgrund des nassen, tiefen, grundlosen Schnees sehr beschwerlich. Etwas angeschlagen, dafür unheimlich happy erreichen wir zu später Stunde das Winterhaus, das – wie könnte es anders sein – bereits von 4 TschechInnen vorgeheizt wurde. Raus aus den nassen Sachen, Thainudeln mit Gemüse kochen und mit 2 Bier (wird dort massenweise verkauft: Weizenbier, Bier, Radler á EUR 3,–) wärmen wir uns langsam wieder auf. Nach schneller Absprache beschließen wir, gemeinsam im Wohn/Küchen-Raum (dem wärmsten Platz der Hütte) zu übernachten. Das Winterhaus der Taschachhütte ist absolut empfehlenswert! Indoor-Toilette, hell, Bier, Holz, 2 Schlafräume, guter Ofen, sämtliche Kochutensilien – alles da :-)

Sonntag – Wildspitze

Ganz anders als gestern lacht uns heute morgen die Sonne entgegen. Nach dem Frühstück geht’s auf die Ski und wir rutschen gleich mal einige Höhenmeter runter zum markanten Moränenrücken. Später queren wir durch den Kessel und gelangen auf den wilden Taschachferner. Die Spalten sind gerade mal so zugeschneit. Seilsicherung ist jedenfalls anzuraten. Ursprünglich hatten wir überlegt, den Pitztaler Eisexpress zu versuchen (und auch das gesamte Equipment eingepackt), aber aufgrund der Schnee-Situation (50-100 cm, verweht, auf blanker Unterlage ohne Bindung) verschieben wir dieses Unternehmen auf ein Andermal. Gemütlich spuren wir den sanft ansteigenden Ferner hoch und erreichen nach einer gefühlten Ewigkeit die Sonne am großen „Plateau“ unterhalb des Mitterkarjochs. Jause, Materialdepot und mit wesentlich leichteren Rucksäcken folgen wir der vorhandenen Spur problemlos der Wildspitze entgegen. Der Gipfelgrat am Skidepot ist gut ausgetreten und so stehen wir am frühen Nachmittag auf 3.770m Seehöhe und genießen das 100km 360-Grad-Rundum-Panorama.

Zurück geht’s entlang der Aufstiegsspur plus 70 hm Gegenanstieg übers Mitterbergjoch ins Skigebiet. Nachdem wir heute bereits 1.500 hm hinter uns gebracht haben entscheiden wir uns für die Pensionisten-Abfahrt mit Seil und Standbahn.

Fazit

Genialer Saisonauftakt, mehr als genügend Schnee, tolle Hütte, etwas langwierige Tour mit grandiosem Endpunkt. Schneequalität für die Abfahrt war besser wie erwartet und so kann sich dieser Nationalfeiertag durchaus sehen lassen :-)

HIKR: www.hikr.org/tour/post87541.html