Ursprünglich planen wir eine Winterbegehung des Jubiläumsgrat mit Ski. Während des Aufstiegs neben der Alpspitzbahn entscheidet sich dann beim Kreuzjoch, dass aus diesem Plan wohl nichts wird. Der Schnee ist zu nass, der Tag zu kurz und realistisch gesehen werden wir es nicht schaffen. Der Winteranstieg auf die Alpitze (sehr weit links vom Klettersteig) ist nichts für schwache Nerven und ist aufgrund der Steilheit und Ausgesetztheit nur bei top Schneeverhältnissen zu empfehlen.

Also steigen wir auf den Stuibenkopf, wo wir zum Einstieg des Schützensteigs gelangen. Dieser sollte uns in unschwierig, gleichmässiger Abfahrt zur Reintalangerhütte führen. Tatsächlich ist diese Talseite komplett aper und wir müssen die Ski mühsam bergab tragen. Der Steig ist technisch für Bergsteiger sehr einfach, aufgrund der dichten Latschen mit Ski allerdings aufreibend. Am Ende sind wir mehr wie glücklich, die romantisch gelegene Hütte zu erreichen. Das Beste erwartet uns dort, denn das (normalerweise verschlossene) Winterhäuschen ist offen. Der Hüttenwirt schneidet dieses Wochenende mit Kollegen die Umgebung frei und so werden wir bestens mit Bier versorgt :-) Den Abend verbringen wir dann noch mit Schnaps-Jenga und hören unzählige Male vom Hüttenwirt, dass wir die ersten Skitouristen sind, die den Schützensteig gegangen sind.

Sonntagmorgen steigen wir über die Knorrhütte durchs Skigebiet auf den Schneefernerkopf, wo sich eine ehemalige Liftstation befindet. Der Hang unterhalb der Station wird kurzfristig steiler – ist jedoch gut zu gehen. Auf der anderen Seite der Station geht’s dann zuerst recht flach der „Neuen Welt“ entgegen. Wir erwarten eine herausfordernde Abfahrt mit Stellen bis 45°. Tatsächlich gibt es wohl mehrere Varianten mit unterschiedlichen Schwierigkeiten. Oder wir sind schon zu geeicht ;-)

Wir finden perfekten Firn vor und gleiten zur Abseilstelle, die wir auf Anhieb finden. Ein markantes Stahlseil führt direkt zu den großen Haken. Wir nutzen einen 60m Einfachstrick und müssen somit auf 2x abseilen. Das ist sicherlich die optimale Länge – wer eng kalkuliert kann evtl. auch auf 3x25m abseilen, denn es finden sich mehrere Haken. Würde ich jedoch nicht empfehlen! Die weitere Abfahrt wird dann enger und aufgrund der Altlawinenreste um einiges holpriger. Am Ende der Abfahrt erreichen wir die weite Holzerwies, wo sich leider auch die Schneeunterlage verflüchtigt. Mit geschulterten Ski steilen wir über einen Jägersteig direkt zur Ehrwalder Alm Bahn ab und mühsam durch Ehrwald bis zum Bahnhof. Mit dem Zug geht’s retour nach Garmisch und erneut zu Fuß zu den Autos. Rückblickend hätten wir die Autos besser getrennt geparkt – im nachhinein ist man halt immer schlauer ;-)

Fazit: Anders als geplant und trotzdem tiptop mit etwas Glück und einigen zähen Tragestrecken. Landschaftlich ein Traum. Skifahrerisch ebenfalls super und subjektiv weniger fordernd als wir eingestellt waren.

GPS-Track Tag1:

GPS-Track Tag2: