Seit längerem steht bereits die Dufourspitze mit Bergspezl Christian H. am Programm. Letztes Wochenende war es nach längerer Planung dann endlich soweit und die treue Iris war ebenfalls mit von der Partie. Samstags treffen wir uns um 06:30 und fahren über Luzern und eine Autoverlad-Etappe nach Täsch, von wo aus es mit dem Shuttlebus nach Zermatt geht. Die netten Schweizer knöpfen uns zur Begrüßung gleich mal 64 CHF für die einfache Seilbahnfahrt zum Klein-Matterhorn ab, die uns zahlreiche Aufstiegs-Höhenmeter erspart.
Den Trubel der Touristen-Bergstation lassen wir schnell hinter uns und rutschen am Breithorn vorbei zum Schwarztor. Aufgrund der vorangeschrittenen Tageszeit und dem kippenden Wetter entscheiden wir uns, den geplanten Akklimatisierungs-Aufstieg fallen zu lassen und rasch zur Hütte abzufahren. Die Routenfindung klappt wesentlich einfacher als erwartet, die Schneebedingungen spielen mit und so stehen wir wenig später am Plateau des Gorner-Gletschers. Einziger Wehmutstropfen ist, dass sich 2 meiner Skikanten langsam aber sicher vom Ski verabschieden – vielleicht wird es diese Saison doch noch Zeit für einen neuen Ski… Relativ eben gleiten wir der Monte-Rosa-Hütte entgegen und treffen dort rechtzeitig zum 4-gängigen Abendessen ein. Für all jene, die dieses Juwel von Hütte nicht kennen: Abgesehen von der markanten Außenarchitektur ist die Hütte auch von innen äußerst durchdacht. Die verhältnismässig kleinen 6er/8er Lager bieten massig Platz, Ablagefläche und Frischluftzufuhr. Die Räume sind zwar kantig, aber alles andere als rechteckig, weshalb es teilweise über-über-lange Betten (perfekt für mich!) gibt. Das Essen schmeckt, das Haus ist gut besucht, aber nicht unangenehm überfüllt und bietet bei Bedarf auch einen gut ausgestatteten, Bunker-ähnlichen Winterraum (aka „Schutzraum“).
Sonntagmorgen klingelt der Wecker um 03:00. Im Wachkoma-ähnlichen Zustand torkeln wir die Stiege zur Gaststube, wo bereits das Frühstück auf uns wartet. Wider Erwarten überraschen uns die Schweizer mit einem B-U-F-F-E-T mit Cereals, Brot, Marmelade, Heißgetränken sowie nicht abgezählten Wurst- und Käsetellern. Surprise, surprise :-) Um 04:20 schnallen wir die Ski an und starten als letzte Seilschaft dieser Runde mit Stirnlampen in die Nacht. Unzählige Lichter bahnen sich vor uns den Weg über den ersten steileren Hangabschnitt, wo wir auch die ersten Aspiranten einholen. Wir kommen gut voran, die Bedingungen sind optimal, eine angenehme Spur gelegt und wir gewinnen in Trance zunehmend Höhenmeter. Leider ist die Sicht alles andere als berauschend, obwohl der Wetterbericht gestern ganz anders geklungen hat. So be it. Im dritten Viertel des Weges wird der Gletscher steiler und die Wegfindungen etwas anspruchsvoller. Zusätzlich macht sich die Höhe bei einigen Bergsteigern bemerkbar. Am Silbersattel errichten wir unser Skidepot gleich neben einem kleinen, feinen Iglu und machen uns an den letzten Teil des Aufstiegs:
Die 150hm zum Gipfel der Dufourspitze sind überwiegend mit Fixseilen (Schiffstaue) versichert, die Wand im unteren Teil kurz blank, darüber gut zu gehen. Trotzdem sichern wir über weite Passagen zusätzlich mit unserem eigenen Seil. Die Crux erwartet uns in Form eines Felsblocks vorm Gipfelkreuz, der entweder direkt überklettert oder seitlich umgangen werden muss. Glücklich schütteln wir gegen 12:00 die Hände und stehen auf 4.634m Seehöhe – dem zweithöchsten Gipfel der Alpen. Runter läuft’s schneller und einfacher. Christian nimmt noch das Nordend mit während ich mit Iris langsamer gesichert absteige. Unsere Wege treffen sich mit etwas Warten wieder beim Iglu, von dem aus wir den zahlreichen Spuren folgend abfahren. Wieder überrascht uns die Schweiz – dieses Mal in ganz besonderer Art und Weise, denn die Abfahrt ist einfach nur perfekt!!! Firn, easy Schwünge, sichere Bedingungen, Herz – was willst du mehr!?
Bei der Monte-Rosa-Hütte chillaxen wir eine halbe Stunde auf der Sonnenterrasse, holen unsere zurückgelassenen Sachen und schwingen zum Gornergletscher. Obwohl der Gletscher flach ist erreichen wir praktisch ohne anschieben den Eingang zur Gornerschlucht. Dieses Wochenende liegt hier noch genügend Schnee, aber ab Ostern wird die Abfahrt durch die Schlucht in dieser Weise wohl nicht mehr möglich sein. Die angekündigte Steinschlaggefahr ist vor Ort absolut nachvollziehbar – also Augen zu und durch. 2x müssen wir kurz abschnallen, 1x dann noch ein 300m (Länge) Gegenanstieg zur Piste des Skigebiets, auf der wir gemütlich nach Zermatt gelangen. Der Hatscher durchs Dorf zieht sich eine gefühlte Ewigkeit und wir sind nicht ganz unglücklich als wir ausgelaugt den Bahnhof erreichen und den nächsten Zug nach Täsch nehmen. Für den Retourweg entscheiden wir uns für die Bern-Variante, die zwar km-mässig etwas länger, zeitlich jedoch gleich und psychologisch wesentlich relaxter ist als die Luzern-Version.
Fazit: Ich bin etwas zwiegespalten: Die Dufourspitze ist definitiv hoch-interessante, lässige und gleichzeitig fordernde Alpintour. Kondition, Technik, Kraft, Ausdauer und Psyche sind neben Kälteresistenz (v.a. im letzten Teil) definitive K.O.-Kriterien. Am Ende des Tages ist es ein tolles Gefühl, diesen hohen Gipfel zu erreichen, jedoch ist der Preis in der von uns gewählten Art und Weise verhältnismässig hoch gewesen. Wenn, dann sollte man sich mehr Zeit in dieser spektakulären Region gönnen, damit man wirklich etwas davon hat, mehr Routen erkunden und die Fahrkosten amortisieren kann. Das Nordend hätte ich gerne mitgenommen, aber es ist wie’s ist. Das Matterhorn hat mich in seinen Bann gezogen und wird – wenn möglich – dieses Jahr näher erkundet :-)
Photo Gallery:
GPS Track Tag1:
GPS Track Tag2:
…da ziehe ich den Hut und erblasse vor Neid.
Eine wirklich geniale und beeindruckende TOUR!
Einfach GENIAL!!
Merci! Schön war’s :-)
LG