Tag Drei in der Sellagruppe hatte es wirklich in sich: Morgens mit dem Auto ein Mal um die Sella zum Passo Pordoi, wo wir entdecken, dass Herr Kempf zwei Paar Skistöcke in der Unterkunft des Vorabends vergessen hat. Also retour auf die Nordseite, Stöcke holen und wieder retour. So starten wir dann gegen 11:00 mit der Seilbahn. Von der Bergstation fahren wir ein Stück zum Rifugio Forc Pordoi ab. Kurze Querung und mit geschulterten Ski 30 hm Aufstieg zur Einstiegswechte der Canale Joel. 

Die Einfahrt kostet etwas Überwindung, denn die vorhandenen Ski-Rutsch-Spuren sehen brettlhart aus. Vor Ort ist dann aber alles halb so dramatisch. So wie der gesamte Canale Joel im Übrigen. Angeblich 40-45°. Naja, 40 vielleicht, aber 45 kommt mir doch etwas übertrieben vor. Der Canale Joel ist ideal für den Einstieg und recht kurz (vielleicht 250 hm?!). Danach kann entweder entweder zur Seilbahn abgefahren oder erneut durch das weite Kar aufgestiegen werden. Wir trennen uns: Michi steigt direkt auf – ich fahre ohne Rucksack in feinstem Firn bis unter die Talstation ab. Yeaaaaah :-)

Wir treffen uns dann wieder oben beim Rifugio, von wo aus wir weiter zum Einstieg der Canale Holzer hochspuren. Der Einstieg ist ein markanter Geländetrichter, der eigentlich unübersehbar ist – wenn man weiß, dass man dort rein muss ;-) Wir wagen die anfangs seichte Einfahrt in die Rinne, die zunehmend steiler und enger wird. Der Schnee ist einfach nur perfekt: 10cm griffiger Pulver auf harter Unterlage. Keine Spuren. So freut uns das! Bei der Hälfte der Rinne halten wir dann auf einem Felsblock, bei dem sich die Abseilstelle befinden soll. Nach etwas suchen entdecken wir diese auch (2 Bohrhaken mit Schnur verbunden, 1 Millieu Rapide (wie auch immer man das schreibt) zum Abseilen. Bei viel Schnee ist angeblich ein beherzter Sprung über den kleinen Wasserfall möglich. Heute definitiv nicht. Wir gehen auf Nummer sicher, packen die Steigeisen aus und seilen die paar Meter ab (ein 20m Seil würd’s auch tun). Bei der Weiterfahrt löst sich leider Michi’s Ski und so muss er gut 100 hm zu Fuß absteigen. Wie durch ein Wunder bleibt der Ski horizontal mitten im Canale liegen. Glück gehabt. Die weitere Abfahrt macht einfach nur sau-mäßig Spaß!

Am Ende der Canale heißt es wieder auffellen, denn von der direkten Abfahrt durchs Val Lasties wurde uns vom Bergführer und Hüttenwirt aufgrund von Schneemangel abgeraten. So steigen wir durch die beeindruckende Dolomitenlandschaft durchs Valon del Fos wieder zum Rifugio Forc Pordoi auf. Hier trennen sich unsere Wege wieder, denn in kann einfach nicht genug von den Canales bekommen und möchte die Holzer nochmals abfahren. Michi fährt direkt zur Seilbahn und holt dafür das Auto.

Die 2. Abfahrt durch die Holzer verläuft analog zur ersten: Allerdings wird ohne Steigeisen abgeseilt, die Ski bleiben an den Schuhen und es werden keine Fotos gemacht. Dafür verkürzt sich die komplette „Durchfahrtszeit“ von oben bis unten von 1:20 auf 0:20 Std. Ratzfatz geht das wenn man weiß wie :-) Der Weiterweg durchs Val Lasties läuft dank vorhandener Spuren glücklicherweise besser als geplant. Das weite Kar spuckt mich dann direkt beim Rifugio Monti Pallidi – unserem Nachtquartier – aus.

Apropos: Diese Rifugio Monti Pallidi möchte ich wirklich jedem Sella-Gast ans Herz legen. So freundliche Wirtsleute habe ich bisher selten erlebt, die Zimmer sind fein, die Gaststube ebenfalls und das Essen fantastisch: Halbpension bedeutet hier: Appetizer (Sardellen mit Brot), Salat vom Buffet, Suppe oder Vorspeise, Hauptspeise, Dessert und Kaffee. Das Ganze für 18 („achtzehn“) Euros. Ein Wahnsinn!

Fazit: Hammer diese Holzer! Und überhaupt die ganze Gegend dort! Bei den Bedingungen, die wir vorfanden ein reiner Genuss. Allerdings können die Verhältnisse dort sicherlich ganz andere sein und dann ist Schluss mit lustig. Sichere Skitechnik ist absolute Voraussetzung.