Vorgeschichte:

Höhenbergsteigen hat mich bisher nie interessiert. Der Gedanke an Übernachtungen im Zelt auf +5.000m, eisiger Wind, Kälte, schwere Lasten, die Höhe, der Gesamtaufwand, etc. waren nicht wirklich verlockend.

Im Frühjahr 2015 änderte sich diese Ansicht schlagartig, als ich während zahlreicher Skitourenunternehmungen mit meiner Bergkollegin Sabine öfters auf das Thema Bergsteigen in Peru gekommen bin. Sie macht mir die Gegend um Alpamayo und Huascaran dann doch sehr schmackhaft und ich gerate ins Grübeln. Terminlich geht es sich leider nicht aus, Sabine’s Gruppe rund um Guide Eric zu begleiten, aber nachdem ich mich mittlerweile intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt habe möchte ich unbedingt hin.

Als der Sommer dann in greifbare Nähe rückt mache ich „den Sack“ zu und buche mich trotz gewisser Vorbehalte beim DAV-Summit Club ein. Es war übrigens eine Herausforderung, einen deutschsprachigen Anbieter zu finden, der diese Reise im Sommer 2015 anbietet und auch durchführt. Mir ist es beim ersten Mal in dieser Höhe und auf diesem Kontinent ganz recht, das Komfortpaket inklusive Maultier-Transport zum Basislager und ähnliche Nettigkeiten zur Verfügung zu haben. Ich bin gespannt und freue mich auf geniale drei Wochen… J

Tag 1, 23.7.2015 – Pack & Go

Zum Glück war ich schlau genug, mir bereits den gesamten Donnerstag von der Arbeit frei zu nehmen, denn es stehen noch zahlreiche Dinge an, die erledigt werden wollen: Stöcke tauschen, Schuhe nochmals überprüfen (danke Bächli Bergsport, der in St. Gallen eine ausgezeichnet geführte Filiale unterhält), etwas Shopping und zu guter Letzt kurz vor Ladenschluss noch eine Primaloft Zipp-Hose beim Alpinsport Loacker geholt.

Nachdem die Wohnung urlaubsfertig gemacht ist geht’s mit dem Auto nach Appenzell (CH), wo das Auto am Brauereiparkplatz geparkt wird. Mit der SBB (Schweizer Bahn) mit 1x umsteigen zum Züricher Flughafen, wo ich mir halbtot die kurze Nacht im Checkin-Bereich um die Ohren schlage.

Tag 2, 24.7.2015 – Fly off & Land

Um 07:00 geht der KLM-Flieger nach Amsterdam. Checkin und Gepäckaufgabe klappen mit ein wenig umpacken problemlos. Und nein, ich brauche nicht mit den oversized Expeditionsstiefeln das Flugzeug zu besteigen J In Amsterdam wird der Flieger gewechselt und mit einer Boeing 777 geht’s in gut 12,5 Std. über den großen Teich. KLM = super Bordservice der in Verbindung mit der Ausstattung der 777 den langen Flug erträglich macht.

Ankunft in Lima mit etwas Verspätung um frühen Abend. Mittels Taxi in 45min um USD 15,– zum Hotel Antigua Miraflores, wo ich ziemlich erledigt ins Bett falle. Hotel ist empfehlenswert. Achtung bei den Taxis: die preisliche Bandbreite geht ziemlich auseinander…

Tag 3, 25.7.2015 – Gruppentreffen & Fahrt nach Huaraz

Treffpunkt mit dem Rest der Gruppe um 05:45 am Flughafen Lima bedeutet, dass Wakeup-call um 04:30. Not nice. Mit dem Taxi retour und Eintreffen aller Teilnehmer (unterschiedliche Flieger). Alle da, Gepäck auch vollständig angekommen.

Mit einem bequemen 25er Bus geht’s in einer Tagesetappe nach Huaraz auf knapp 3.000m Seehöhe. Inklusive einem Pass auf über 4.000m, der erste Ausblicke auf die hohen Berge Perus erlaubt. Die Fahrt dauert eine gefühlte Ewigkeit, obwohl der Straßenzustand ausgezeichnet ist. Aber der Bus braucht halt seine Zeit… Pünktlich um 18:00 checken wir im Hotel Santa Cruz ein. Abendessen und offizielle Begrüßung durch Bergführer Franz sowie Kennenlernen der Guides. Wlan gibt’s im Hotel auch – also kann nichts mehr schief gehen.

Tag 4, 26.7.2015 – Trockentraining

Erster „Akklimatisationstag“, den wir bei einigen Kletterfelsen ca. 45min Fußweg vom Hotel entfernt verbringen. Uns wird der Umgang mit der Steigklemme („Ascender“), das sichere Umhängen sowie Abseilen gezeigt und das Knotenwissen aufgefrischt. Die lange Abseilübung im Anschluss geht leider in die Hose – hier haben sich die local Guides ein Ei gelegt. Aber gut, Schwamm drüber, vielleicht waren sie einfach nur aufgeregt und wollten alles „über-korrekt“ machen. Abgesehen davon stehen die Chancen auf Alpamayo und Huascaran gering, dass wir freihängend 20m abseilen müssen ;-) Morgen klappt’s sicherlich besser!

Abends sind wir auswärts zum Essen. Morgen wird in Peru Nationalfeiertag gefeiert und zumindest in Huaraz laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Abgesehen davon besticht die Stadt mit grandiosen Ausblicken auf die Berge der Cordillera Blanca, die zum Greifen nahe scheint. Das Ortsbild selber ist weniger spannend: viele halb-fertig aussehende, niedrige Backsteinbauten, Dreck, Abgase in der Luft, streunende Hunde, freundliche Menschen. In etwa so hatte ich es erwartet.

Tag 5, 27.7.2015 – 200m Abseilen

Tagesausflug mit dem Bus auf rund 4.000m Seehöhe, von wo wir einige Höhenmeter hoch wandern. Tolle Rundumsicht auf die Cordillera Blanca. Spannend, dass auf dieser Höhe und noch dazu im Winter Bäume und grünes Gras zu finden sind.

Heute steht eine lange Abseilübung am 200m langen Fixseil an, wobei zwei Zwischenstände zu überwinden sind. Dieses Mal stellen sich unsere peruanischen Guides schon etwas besser an und wir kommen gut voran. Weils so schön war wandere ich nochmals 200 hm hoch während die Guides abbauen – damit zumindest ein bisschen von „Akklimatisation“ die Rede sein kann.

Zum Abschluss nehmen wir noch ein schnelles Bad im kühlen See „Antacocha“ unterhalb des Felsens. Brrrrr, aber geil :-)

Tag 6, 28.7.2015 – Ausflug zur Laguna Churup

Heute steht die erste „echte“ Akklimatisationstour am Programm! Unser Tagesziel ist die „Laguna Churup“, ein wunderschöner Bergsee auf gut 4.500m Seehöhe. Über der Laguna erhebt sich der gleichnamige Berg, der Nevado Churup, ein wilder Felsberg mit über 5.400m. Auf einem gutmütigen Pfad legen wir rund 900 hm zurück und kommen das erste Mal – seit wir in Peru sind -ins Schnaufen. Der Steig ist problemlos machbar – zwei kurze Steilstücke sind mit Fixseilen gesichert.

Am Nachmittag ist Packen angesagt: eine Tasche bleibt im Hotel, eine Tasche nehmen die Maultiere und einen Rucksack ich selber. Den 65er Trekkingrucksack werde ich ebenfalls im Hotel zurück lassen und schauen, dass alles in den leichteren und v.a. deutlich „unauffälligeren“ 40er passt. Nachdem wir in den nächsten Tagen oftmals zwecks Akklimatisierung zu den vorgeschobenen Lagern aufsteigen und im tiefer gelegenen übernachten sollte das klappen.

So, nun verabschiede ich mich für eine gute Woche. Haltet mir die Daumen, dass wir alle gesund wieder im Tal ankommen und mit etwas Glück den Alpamayo im Gepäck haben :-)