DIY: Mobile (Indoor-)Kletterwand für Kinder

Prolog

Das Kinder das eigene Leben bereichern werden wohl alle Eltern bestätigen. Uns geht es jedenfalls so und wir genießen jeden Tag miteinander :-) Nachdem Mama & Papa eine Leidenschaft fürs Klettern haben, möchten wir auch unserer Kleinen diese Bewegungsform möglichst früh vertraut machen. Hilfreich ist dabei eine Kletterwand in den eigenen vier Wänden. Wie wir das realisiert haben seht ihr in diesem Beitrag.

DIY: Mobile (Indoor-)Kletterwand für Kinder

Aller Anfang ist schwer

Nachdem wir noch nie eine Kletterwand gebaut haben, führte uns der erste Weg zu Meister Google, wo wir nach den Schlagworten „Kletterwand Kinder“, „Indoor Boulderwand“ und ähnlichen suchten. Ein heißer Tipp für visuelle Eindrücke ist P.interest. Langsam reifte im Verlauf der Recherche die Vorstellung, wie in etwa unsere Wand aussehen sollte. Nach zahlreichen Ideen und Gedankenaustausch folgten erste Entwürfe, die wir weiter verfeinert haben. Die endgültigen Entscheidungen fielen dann während des Einkaufs im Heimwerkermarkt unseres Vertrauens (weil vor Ort klar wurde, dass gewisse Ideen doch besser anders umgesetzt werden sollten). 

Materialliste

Wir haben das gesamte Material neu im Baumarkt (bei OBI mit kostenlosem Holzzuschnitt) besorgt.

Kanthölzer für Gerüst:

  • Untere Träger (mit Rollen): 7,4×7,4×100, 2 Stück (ggf. 1x200er halbieren)
  • Vertikale Träger seitlich: 7,4×5,4×150, 4 Stück (ggf. 2x300er halbieren)
  • Vertikaler Träger Mitte Spielwand: 5,4×5,4×145, 1 Stück
  • Horizontale Träger Kletterwand: 5,4×5,4×135, 2 Stück
  • Horizontale Träger Spielwand (unten): 5,4×5,4×135, 1 Stück
  • Horizontale Träger Spielwand (oben): 5,4×5,4×150, 1 Stück

Weiteres Material:

  • Rundhölzer für Sprossenwand: 3,5cm x 300cm, 2 Stück: –> 8 Stück a 75cm
  • Spannholzplatten 19mm: 150×80, 2 Stück
  • 4x Schwergewichtrollen, drehbar, blockierbar, Doppelrollen, bis 85kg Traglast
  • Verbindungs-Metallteile (Flachverbinder) für Seiten mit 10mm Bohrung 2x, ca. 10-12cm Länge, 11 Stück (1 Stk. für rückseitige Verbindung der beiden Kletterwände)
  • Stahlschrauben, M10, 7cm, 2 Stück (Spielwand)
  • Eisenstange M10, 100cm (auf 8 Stk. a 12cm Stücke aufteilen – idealerweise mit der Flex; keine Handsäge –> erzeugt keine sauberen Schnitte!)
  • Selbstsichernde Muttern M10, ca. 20 Stk. (für Gewindestangen)
  • SPAX 5×60, 50 Stk. (Kletterwand)
  • SPAX 6×120, 12 Stk.
  • SPAX 5×100, 16 Stk. (Sprossen) 
  • SPAX 5×70, Flachkopf, 16 Stk. (für Rollen)
  • Stück Spanplatte extra zum Probieren für Einschlagmuttern (welche Bohrergröße ideal?)
  • 4 Stk. Beilagscheiben für 6×120 er Schrauben (Spielwand) und 4 Stk. 2cm Schrauben (Metallverbindung der beiden Kletterwände)

Rampe/Einlegeboden:

  • Spannholzplatte 23mm, 150+55, 1 Stück
  • 1x Kantholz 5,4×5,4×45
  • 1x Kantholz 2×5,4×45
  • passende Schrauben

Achtung: Schrauben idealerweise in Torx-Ausführung (besser als Kreuz oder Schlitz

Griffe & -befestigung:

  • Viele Klettergriffe unterschiedliche Größe (haben wir gebraucht gekauft). Alternativ gibt es auf Ebay gute Kinderklettergriffe-Sets. 
  • Sehr viele Einschlagmuttern M10
  • Viele 6-Kant-Schrauben für Griffe in unterschiedlicher Länge

Zusammenbau

Die Holzlatten und -platten haben wir im Baumarkt direkt zuschneiden lassen, den Rest auf der Terrasse. Achtung auf eine Unterlage (z.B. alte Decke) und ausreichend Platz. Am Besten sind die Kinder weit weg und ihr habt ein Helferlein in Form einer zweiten Person in der Nähe. Die Metallarbeiten sowie das Einklopfen der Einschlagmuttern sind SEHR laut – also Achtung auf Tageszeiten und Nachbarn. Wir haben die meisten Löcher vorgebohrt, auch wenn die Schrauben wohl ohne Bohrlöcher durch das Holz gehen würden.

Grundgerüst

  • Jeweils die Rahmen für Vorder- und Rückseite zusammenschrauben. Achtung auf rechte Winkel.
  • Achtung: Die 7,4er Seite der Kanthölzer schauen nach vorne (ident mit 7,4×7,4 Fußträger); an den Seiten sind die 5,4cm. 
  • Kletterwand-Rahmen: die 2 Horizontalstreben bilden quasi eine H-Form. Zu berücksichtigen ist dabei, auf welcher Höhe später die Kletterwände montiert werden. Achtung auf genügend Abstand zwischen den Bohrlöchern der Wände und den Horizontalstreben. Diese werden mit je 1 Stk. 120er Schraube von der Seite befestigt. 
  • Spielwand-Rahmen: inkl. 1 mittige Vertikalstrebe; Zwischen Vertikalstrebe und Seitenstrebe werden die 8 Holzsprossen mittels 100er Schrauben von der Seite direkt durch die Kanthölzer befestigt. Schrauben von oben nach unten: 120cm, 2 Stk. je Kantholz je Seite. Für die Schrauben von der Seite: 120mm, 1 Stk. je Kantholz. Am unteren Rahmenteil direkt durch die Metallverbinder (120er plus Beilagscheiben) schrauben. 
  • Beide Rahmen oben mit Flachverbindern miteinander verbinden (4 Stk. 12cm Gewindestangen plus Muttern)
  • Gerüst frei aufstellen
  • Die beiden massiven horizontalen 100cm „Fußträger“ vorbereiten: Löcher für Eisenstangen seitlich durchbohren, Kerben für die beiden Rahmen auf Oberseite mit Stichsäge ausschneiden und mit Holzfeile feintunen. Je 2 Doppelrollen je Träger-Unterseite montieren.
  • Dann folgt die „Hochzeit“: die beiden Rahmen werden auf die Fußträger gestellt und seitlich mit Flachverbindern fixiert. Die Kletterwand mit 4 Stk. 12cm Gewindestangen plus Muttern fixieren. Die Spielwand mit den 2 Stk. M10 7cm Schrauben unten mit den Fußträgern fixieren, darüber 2 Stk. 120er Schrauben und Beilagscheiben (siehe „Spielwand“).
  • Achtung: vorausschauend Löcher bohren bzw. Schrauben versenken, damit diese im Holz nicht „aufeinandertreffen“; trotzdem genügend Abstände zu den Seiten lassen, damit das Holz nicht ausreißt. 

Kletterwand (Platten)

Bzgl. Bohrlochmuster gibt es unterschiedliche Philosophien. Wir haben diese Anleitung mit 20cm Abständen genutzt.

Mittels Lineal und Maßband das Muster mit Bleistift aufzeichnen. Gebohrt wird auf der „schönen“ Seite, auf der später auch geklettert wird. Auf der anderen Seite reißt der Bohrer Holz aus. Testet vorab auf einem ausgemusterten Holzstück (selbe Holzart wie Kletterwand), welche Bohrergröße die beste ist. Bei uns war das der 12er. Mit einem 10er hätten wir die Einschlagmuttern nur mit viel Kraft ins Holz bekommen. Das „Ausweiten“ der 10er Löcher funktionierte bei uns nicht wirklich zufriedenstellend. Beim Nachbohren von 10er Löchern mit dem 12er Bohrer reißt das Holz definitiv aus.

Aus Effizienzgründen haben wir  beide Platten übereinander gelegt, mit Schraubzwingen befestigt und auf einmal durchgebohrt. Achtet dabei auf die richtigen Abstände von der „gemeinsamen Kante“. Danach werden auf der Rückseite die Einschlagmuttern eingeschlagen. Das ist SEHR laut und dauert etwas, weil bereits eingeschlagene Muttern teilweise wieder aus der Platte „hüpfen“. Alternativ könnt ihr die Muttern ankleben.

Zu guter Letzt haben wir das Gerüst geneigt auf den Boden gelegt (Kisten darunter), die Kletterwände waagrecht aufgelegt, ausgerichtet und mit Schraubzwingen befestigt. Dann werden die +/- 50 Spax-Schrauben von oben (direkt ohne vorbohren) durch die Platten auf den Rahmen geschraubt. Auf der Rückseite der Kletterwand haben wir mittig einen Metallverbinder mit 4 Schrauben befestigt, damit auf der Vorderseite keine Kante entsteht. 

Apropos: Auf der Seite der Sprossenwand werden wir noch ein Seilnetz einbauen. Das werden wir mit einem alten Seil selber knüpfen. 

Rampe/Einlegeboden

Auf der Unterseite der 150×55 Spannholzplatte wird eines der Kanthölzer von unten angeschraubt (Seitenabstand so wie die unteren Träger 7,4cm). Dann unten am Gerüst auflegen, das andere Kantholz auf der anderen Seite ebenfalls von unten anlegen, mit Schraubzwingen befestigen, den gesamten Einlegeboden raus heben und von der Rückseite direkt durch die Kanthölzer schrauben.   

Voila, fertig ist die Kletterwand!

Hardfacts

  • Holzkonstruktion in Form eines klassischen „Zelts“
  • Mobil – d.h. auf Feststell-Rollen
  • Kletterwand:
    • Klassische Wandkonstruktion (plane Holzspanplatten mit künstlichen Klettergriffen)
    • 1,50 x 1,60 Kletterfläche (H x B)
    • Leichte, kindergerechte Neigung
  • Spielwand: ½ Sprossenwand, ½ Seilnetz, ebenfalls leicht geneigt
  • Auf beiden Seiten sollen zum Schutz unter die Konstruktion ca. 10cm hohe Bouldermatten/Weichmatten „eingeklemmt“ werden können
  • Materialkosten: ca. 300,- inkl. Zuschnitt für die eigentliche Wand plus ca. 100,— für Klettergriffe, Schrauben, Einschlagmuttern, Seil, etc.
  • Zeitbedarf: gut 2 Halbtage für Zusammenbau

Planskizzen

Kletterwand Bauplan

Werkzeug

  • Akkubohrer mit Bohrern und Schraubaufsätzen in passender Größe
  • Flex oder Stichsäge mit Metallblatt
  • Stichsäge mit Holzblättern
  • Holzfeile
  • 2x Schraubenschlüssel für M10er Muttern
  • 2 Schraubzwingen
  • Wasserwaage
  • Hammer

Fazit

Kletterbegeisterte Mamis und Papis, die gerne basteln und über ein handwerkliches Geschick verfügen werden in diesem Projekt definitiv aufgehen! Bereits das Tüfteln bereitet großen Spaß, das Einkaufen im Baumarkt ist dann leider notwendiges Übel – dafür entschädigt der Zusammenbau und das Endergebnis vollständig für alle Mühen.

Wirklich das Herz geht einem dann aber auf, wenn der eigene Nachwuchs sich zum ersten Mal an die Wand heran tastet und ehrfürchtig-neugierig von ganz unten nach ganz oben blickt!

Verbesserungspotenziale

Mobilität: Die ganze Konstruktion ist  mobil und bewegt sich dank Blockierfunktion der Rollen keinen Millimeter. Das schafft übrigens auch eine schwache Person problemlos alleine. Allerdings ist die gesamte Wand selbst mit demontierter Kletterwand-Platte immer noch 100cm breit. Damit kommt man klarerweise durch keine normale Eingangstüre, sondern muss die Wand etwas zerlegen. Wer auf die 100cm (Umkippgefahr, Wandneigung) verzichten kann/möchte, kommt sicherlich auch durch eine normale Haustüre.

Wir raten bei den den von uns verwendeten Dimension (Höhe) aufgrund der Kippgefahr allerdings dringend davon ab, die Breite zu verringern! Aufgrund der 100cm sowie des hohen Eigengewichts steht unsere Konstruktion „wie ein Einser“ und es kann sogar ein Erwachsener darauf klettern.  

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