Product Review: Grayl Filterflaschen

Prolog

Wer sich öfter und/oder länger in der Natur aufhält wird sich irgendwann mit dem Thema Trinkwasser auseinander setzen (müssen). Was bei einer Tagestour noch einfach zu bewerkstelligen ist, kann vor allem im hochalpinen Gelände, trockenen Sommern oder auch im Winter zu einer spannenden Angelegenheit werden. Auch das Thema Gewichtsersparnis kann einen Stellenwert haben, denn wer möchte schon unnötiges Gewicht durch umfassende Wasservorräte mit sich herum tragen. Zur Lösung gibt es unterschiedliche Ansätze – einen interessanten sehen wir uns in diesem Beitrag an.

Allgemeine Infos

Kategorie: Hartware – Verpflegung
WWW Link:  www.thegrayl.eu
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Transparency

Danke an dieser Stelle für die wertschätzende Zusammenarbeit mit GRAYL, die uns die Produkte kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Da wir in der glücklichen Lage sind, von solchen Kooperationen finanziell nicht abhängig zu sein, können wir neutral testen und berichten.

Review

Vorweg einige allgemeine Worte

Die Versorgung des Körpers mit Wasser spielt speziell bei hoher Belastung eine große Rolle, die oftmals unterschätzt wird. Ganz besonders bei warmen Umgebungstemperaturen, in Höhen über 2.000m und bei entsprechenden physiologischen Eigenschaften. Ein Erwachsener mit 80kg Körpergewicht benötigt im Sommer bei einer tagesfüllenden, schweißtreibenden alpinen Tour deutlich mehr zu trinken, als ein Kind auf einer kurzen Wanderung. So weit, so klar.

Neben der Beachtung des Flüssigkeitshaushaltes gilt es natürlich auch, die Ernährung und den Stoffwechselhaushalt zu beachten. Hier helfen zusätzliche Elektrolyte, Salze und ähnliches. Das mit Abstand wichtigste ist jedoch, den Körper mit genügend Trinkwasser zu versorgen. Und das können bei einem Erwachsenen leicht mehrere Liter an einem Tag werden, denn durch Schweiß verliert man ebenfalls viel Flüssigkeit.

Mögliche Szenarien

Nun gibt es mehrere Optionen wie dieses Problem gelöst werden kann (kein Anspruch auf Vollständigkeit):

  • Viel Flüssigkeit mitnehmen.
    Sicherlich der einfachste Weg, jedoch benötigt Flüssigkeit Platz im Rucksack und ist relativ schwer. 1 L Wasser = 1 kg plus das Gewicht der Flasche/Trinkblase.
  • Flüssigkeit während der Tour an natürlichen „Wasserquellen“ auffüllen.
    Dies passiert in der Praxis sehr oft. Sei es an Bächen, Brunnen/Tränken, Wasserfällen, o.ä.. Die Hausforderung ist hier einerseits die Qualität/Genießbarkeit des Wassers (Verunreinigung durch Tiere, stehende Gewässer, etc.) sowie die Verfügbarkeit (Austrocknung im Sommer, Vereisung im Winter, …). Im Winter kann ggf. Schnee geschmolzen werden (benötigt Kocher o.ä. à Gewicht/Platz à dauert lange).
  • Flüssigkeit während der Tour bei Stützpunkten erwerben/auffüllen.
    Einerseits kann Wasser käuflich erworben werden, was jedoch gerade im Ausland oder auf hochalpinen Hütten eine teure Angelegenheit werden kann (Richtwert für die Schweiz beispielsweise 1.5L Wasser für 15 CHF). Oder man nutzt das Wasser aus dem Wasserhahn (sofern dieser vorhanden ist und funktioniert), wobei dieses bei vielen Hütten nicht gereinigt wird und teilweise lange in Tanks „steht“, aus der Regenrinne kommt, oder ähnliches.
  • Vor-trinken.
    Es lohnt sich generell, direkt vor dem Start einer Tour ausgiebig zu trinken, damit man zumindest in den ersten Stunden nicht sofort Durst verspürt.

Speziell bei Touren mit einer oder mehreren Übernachtungen wird das nochmals wichtiger!

Wasserreinigung auf Tour

Sofern man sich nun dafür entscheidet, Wasser auf Tour zu füllen ist es SEHR RATSAM, sich mit dessen Genießbarkeit auseinander zu setzen. Was für das Auge klar und sauber aussieht, kann beispielsweise durch Weidetiere verunreinigt worden sein. Im besten Fall schmeckt man das sofort – im schlechtesten merkt man es erst einige Zeit nach der Konsumation in Verbindung mit gesundheitlichen Problemen wie Durchfall oder ähnlichem. Es ist daher grundsätzlich IMMER empfehlenswert Wasser vor dem Genuss zu reinigen.

Für diesen Use-Case gibt es mittlerweile auch zahlreiche Ansätze:

  • Reinigungstabletten

Sind leicht und kompakt, reinigen 1 L Wasser in 30 Minuten gründlich, haben meist jedoch einen chemischen Beigeschmack. Dieser lässt sich durch Zugabe von „Pulvern“, die idealerweise Mineralien, Elektrolyten, etc. enthalten, verbessern. Großer Vorteil: geringer Platzbedarf und kein Mehrgewicht. Achtung: laufende Kosten und Haltbarkeit/Lagerung.

  • Filtersysteme

Unterschiedlichste technische Systeme, die beispielsweise auf Flaschen aufgeschraubt werden, oder direkt in die Quelle gehalten werden. Je nach Hersteller Vor-/Nachteile wie Haltbarkeit, Gewicht, Usability, etc.

Als „Vieltrinker“ haben wir schon vieles probiert und lange Zeit das System der Reinigungstabletten genutzt. Speziell bei hochalpinen Mehrtagestouren. Mit dem gewöhnungsbedürftigen Beigeschmack konnten wir uns allerdings nie so wirklich anfreunden – die Kinder schon gar nicht. Insofern waren wir auf die innovative Lösung von GRAYL schon sehr gespannt.

GRAYL Filterflaschen

Grayl ist relativ jung am deutschsprachigen Markt und bietet ein kompaktes Portfolio im Bereich der Filterflaschen – sowie umfassendes Zubehör. Man kann zwischen den beiden Produktlinien GeoPress und UltraPress wählen, die sich vorwiegend im Fassungsvermögen (710ml vs. 500ml) sowie der Reinigungszeit unterscheiden und in der klassischen Ausführung aus Kunststoff gefertigt sind. Zusätzlich existiert je Produktlinie noch eine TI (Titan) Variante. Vom Funktionsprinzip her unterscheiden sich die beiden Linien sowie Materialvarianten nicht voneinander.

Unsere Testsamples konnten wir selbst wählen, wobei uns ein möglichst geringes Gewicht wichtig war. Daher haben wir uns für eine normale UltraPress sowie eine UltraPress TI entschieden, um diese beiden Modelle miteinander vergleichen zu können. Da wir das gefilterte Wasser entweder sofort trinken, oder in eine andere Flasche umfüllen, ersparen wir uns das höhere Gewicht der größeren GeoPress.

UltraPress

Quasi das Einstiegsmodell bei Grayl. Leicht, kompakt und tut was es soll. Mit 500ml Fassungsvermögen ist sie groß genug für den kleinen Durst und beansprucht wenig Platz im Rucksack oder der Hüfttasche. Mittels Tragegriff kann sie gut transportiert werden. Die Durchlaufgeschwindigkeit für eine Reinigung beträgt 3L/Minute – somit ist eine Füllung in etwa 10 Sekunden gereinigt. Selbstverständlich kann aus einer breiten Farbpalette gewählt werden.

UltraPress TI

Die Titanversion der UltraPress fühlt sich noch wertiger an und verfügt zusätzlich über seitliche Griffe. Mittels dieser kann die Flasche direkt über eine Hitzequelle gehalten werden und beispielsweise eine Suppe darin gekocht werden. Somit erspart man sich das Mitführen eines extra Topfes – allerdings sollte man sich bewusst sein, dass die Flasche im Gegensatz zu einem Topf „hoch aufbaut“ und daher je nach Kochmöglichkeit eventuell gehalten werden muss. Zumindest sollte man gut aufpassen, diese nicht unabsichtlich umzuschmeißen. Auffällig ist noch der wertige Print auf der Außenseite der Flasche und das dünne Material im Vergleich zur Kunststoffversion. Das Titan verspricht außerdem deutlich bruchsicherer zu sein als sein Pendant.

Funktionsweise

Wie funktionieren nun die Filterflaschen von GRAYL? Eigentlich ganz einfach:

  1. Tragegriff hoch klappen
  2. Innenflasche (mit Filter) heraus ziehen
  3. Großen Deckel aufschrauben und abnehmen
  4. Wasser in die Außenflasche füllen
  5. Großen Deckel wieder aufsetzen und zuschrauben
  6. Den kleinen Drehverschluss mindestens eine halbe Drehung öffnen (dadurch kann Luft entweichen)
  7. Innenflasche leicht in die Außenflasche drücken
  8. Flasche waagrecht auf einen harten Untergrund stellen
  9. Von oben mit beiden Händen mit genügend Druck die Innenflasche in die Außenflasche drücken – bis es nicht mehr weiter geht.
  10. Fertig

Hilfreich ist dabei, einen Untergrund zu wählen, der etwas nass werden kann, denn manchmal tritt unvorhergesehen Wasser während des Reinigungsprozesses aus dem oberen Bereich der Flasche aus. Das ist nicht dramatisch, sollte jedoch berücksichtig werden.

Beim Wasser sollte darauf geachtet werden, dass dieses bevorzugt aus einem fließenden Gewässer stammt und es sollte ausschließlich Süßwasser genutzt werden. Mit Salzwasser klappt die Reinigung nicht bzw. verliert der Filter rasch seine Reinigungsfähigkeit. Ebenfalls zu beachten ist, dass kein kochendes Wasser in die Kunststoffflasche gefüllt wird. Und, dass gefüllte Flaschen nicht in Eiseskälte transportiert werden. Das kann die Filter ebenfalls unbrauchbar machen.

Wir haben uns dazu entschieden, keine anderen Flüssigkeiten außer Wasser mit diesen Flaschen zu transportieren. Sowohl Tee wie auch andere Getränke erschweren die Reinigung, können für schlechteren Durchfluss und ähnliches sorgen. Zwar bietet GRAYL spezielle Einwegventile, mit denen auch Getränkemischungen und ähnliches eingefüllt werden können – aber wir sehen die Notwendigkeit nicht. Viel einfacher ist es aus unserer Sicht, wenn die GRAYL Flasche nur zum Reinigen genutzt wird und das gewonnene Trinkwasser ggf. in einer anderen Flasche „angereichert“ wird. 500ml. Wasser sind auf Tour ohnehin etwas bescheiden…

Filterwirkung

Herstellerinformation: Durch Wasser übertragene Krankheitserreger (99,99 % der Viren, 99,9999 % der Bakterien, 99,9 % der Protozoen-Zysten), einschließlich Rotavirus, Hepatitis A, Norovirus, Giardiasis, Cryptosporidium, E. Coli, Cholera, Salmonellen, Dysenterie und mehr. Filtert Partikel (Sedimente, Mikroplastik) und ultra-pulverisierte Aktivkohle adsorbieren viele Chemikalien (einschließlich PFAS und VOC), Pestizide, Herbizide, Schwermetalle, Aromen und Gerüche. Unabhängig von einem zertifizierten Labor getestet, um die NSF/ANSI-Protokolle 42 und 53 für die Entfernung von Sedimenten, Krankheitserregern und Chemikalien zu erfüllen oder zu übertreffen; erfüllt den EPA Guide Standard und das Protokoll für die Prüfung mikrobiologischer Wasserreiniger.

Da wir dies nicht prüfen können vertrauen wir auf die schriftliche Aussage des Herstellers.

Reinigung, Wartung & Haltbarkeit

Wir haben uns angewöhnt, die Flasche nach der Benützung ein Mal mit sauberem Trinkwasser durchzuspülen. Durchzuspülen in dem Sinn, dass wir die 10-Schritte-Anleitung (siehe oben) einfach nochmals mit sauberem Leitungswasser durchführen. Ergänzend dazu sollten dann der Filter abgenommen werden und alle Teile für einige Tage luftgetrocknet werden.

GRAYL gibt die Lebensdauer des Filters mit drei Jahren bzw. 300 Druck-Zyklen an. Es macht also durchaus Sinn, sich das Datum des Einsetzens der Kartusche zu notieren – idealerweise direkt mittels Aufkleber auf der Flasche. Als Richtwert gilt, dass die Filterkartusche jedenfalls getauscht werden sollte, sobald der Reinigungsvorgang länger als 25 Sekunden dauert. Diese können als Zubehör erworben und sehr einfach selbst getauscht werden.

Fazit

Großer Vorteil ist aus unserer Sicht der schnelle Reinigungsvorgang – speziell im Vergleich zu Reinigungstabletten sowie die Vermeidung des Chlor-Geschmacks. Da wir die Koch-Option nur selten nutzen, ist meistens die Basic-Version auf Kunststoff im Rucksack. Die TI-Variante wirkt nochmals stylischer und edler – wiegt jedoch ein wenig mehr. Für uns ist die GRAYL der ideale Begleiter bei mehrtätigen Touren und kam schon oft zum Einsatz.