Klettern für Anfänger

Viele begeisterte Kletterer sind sich in einer Sache einig: Wer einmal mit dem Klettern beginnt, dem fällt es schwer, wieder damit aufzuhören. Und das aus gutem Grund: Das Glücksgefühl, das man nach einem erfolgreichen Durchstieg einer anspruchsvollen verspürt, ist einmalig und macht regelrecht süchtig. Genau wie beim Schwimmen wird auch beim Klettern der gesamte Körper trainiert, ohne die Muskeln und Gelenke zu sehr in Anspruch zu nehmen. Das Risiko der Überbeanspruchung ist beim Klettern also gering, da man immer im Verhältnis zum eigenen Gewicht trainiert. Da aller Anfang schwer ist und Kletterhallen, Equipment und muskulöse Trainer zunächst einschüchternd wirken können, ist hier ein kleiner Leitfaden, der Anfängern die Scheu nehmen soll.

Inspiration sammeln

Alle, die erst so richtig auf den Geschmack kommen wollen und etwas Inspiration brauchen, sollten sich die mitreißenden Filme und Dokus rund ums Klettern anschauen. Filme wie „Jäger des Augenblicks“ oder„Am Limit“, die das Freiheitsgefühl und den Nervenkitzel des Kletterns zum Ausdruck bringen, eignen sich besonders gut. Solche Filme sollten jedoch keineswegs Nervosität erzeugen. Denn nicht wie der professionelle Kletterer Alex Honnold, der im Film „Free Solo“ eine fast übermenschliche Konzentration beim lebensgefährlichen freien Klettern an den Tag legt, sollten besonders Anfänger immer ausreichend abgesichert sein, sodass bei einem Fall alles unversehrt bleibt. Egal ob professionelle oder Hobby-Kletterer – die Begeisterung ist dieselbe.

Erster Schritt: Bouldern

Viele von uns hat schon einmal versucht, eine Wand mit Boulder-Griffen hochzuklettern. Diese Wände sind meist nicht besonders hoch und haben eine nummerierte Kletterroute, um es Unerfahrenen etwas einfacher zu machen. Am Boden vor einer Boulderwand sollten unbedingt weiche Schaumstoffmatten („Crashpads“) liegen. Dadurch kommt man bei einem Fall weich am Boden auf und es müssen keine Kletterseile zur Sicherung verwendet werden. ,

Dies kann gerade am Anfang von Vorteil sein, da Neugierige einfach „drauf los“ klettern können, ohne sich intensiv mit Sicherungstechnik und -produkten auseinander setzen zu müssen. Viele Kletterhallen und auch größere Fitnessstudios bieten mittlerweile Boulderwäände an, die nur wenig Ausdauer/Kraft erfordern und alleine bewältigt werden können. Übrigens ist Bouldern auch für Kinder eine tolle Sache! Diese freuen sich bestimmt über eine selbstgebaute Indoor-Kletterwand. Auch ist das Bouldern zunächst kostengünstiger, da nur ein Paar Kletterschuhe erforderlich ist, die ggf. auch ausgeliehen werden können und etwas Kletter-Kreide („Chalk“), um einen sicheren Griff zu ermöglichen.  

Zweiter Schritt: Muskelaufbau

Beim Klettern kommt es nicht unbedingt auf Kraft aus dem Oberkörper an, sondern auf die Ganzkörperkraft, da bei jeder Bewegung alle Gliedmaßen sowie der „Kern“ (Beckenboden-, Bauch- und Rückenmuskulatur) miteinbezogen werden und das selbst wenn es „nur“ um das Abstützen geht. Menschen, die sich für zu schwach oder untrainiert halten, sollten sich davon jedoch keinesfalls abschrecken lassen. Selbsternannte Sportmuffel, die Schwierigkeiten haben, einen sauberen Klimmzug durchzuführen, können ohne weiteres erfolgreich leichte bis mittelschwere Kletterrouten meistern. Um seine eigene Leistung mit der Zeit zu steigern, empfiehlt es sich jedoch, gezielte Übungen durchzuführen, die die Ganzkörperkraft trainieren. Sportarten wie Pilates sind nicht nur ideal zum Aufwärmen, sie bauen den Körper auch schonend und langsam auf und stärken besonders tiefliegende und schwächere Muskelgruppen. Gut eignen sich auch Übungen wie der Hocksitz oder das sogenannte Planking zum Trainieren der Körpermitte.

Photo Josh Sorenson, CC0 Public Domain

Dritter Schritt: Sichern lernen

Ist erst einmal genug Ganzkörperkraft aufgebaut, wird es Zeit, sich mit dem richtigen Sichern und Abseilen vertraut zu machen. Kletterhallen, alpine Vereine und kommerzielle Bergschulenbieten dafür spezielle Kurse. Anstatt sich teures Equipment anzuschaffen, kann man die notwendige Ausrüstung meist für wenig Geld ausleihen. Anfänger, die noch keinen Kletterpartner haben, brauchen sich keine Sorgen machen: Beim Klettern trifft man immer auf hilfsbereite, neue Bekanntschaften und im Zweifelsfall steht das Hallenpersonal gerne zur Verfügung.

Vor dem Klettern ist das Erlernen des korrekten Sicherns unumgänglich. Dieser einfache Schritt stellt auch den wichtigsten Schritt vor dem Klettern dar und sollte keineswegs übersprungen werden. Nur so können Stürze mit schmerzhaften Konsequenzen vermieden werden. Die am Boden stehende Person kontrolliert das Seil, das am „scharfen“ Ende mit dem Kletternden verbunden ist. Sobald dieser die Wand loslässt, verhindert der Sichernde mit seinem Gegengewicht in dynamischer Weise einen weiten Fall.

Sobald sich ein Kletterer Körperstärke und genug Selbstbewusstsein aufgebaut hat, wird es Zeit, eine Outdoor-Kletter(steig)-Tour in Angriff zu nehmen. Im Gegensatz zu Kletterhallen gibt es hier nämlich eine ganz besondere Belohnung nach der getanen Anstrengung: Eine herrliche Aussicht inmitten der Natur.  

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Infos zum Autor: Der Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Alejandro Quintana. 

Photos Credits:

  • Header: Fancycrave.com, CC0 Public Domain
  • im Artikel: Photo Josh Sorenson, CC0 Public Domain