Prolog

Skitourengeher, die sich ihr Material nicht komplett zerstören wollen, haben es diese Saison nicht leicht. Glücklicherweise gibt es eine Gegend, wo sich verhältnismäßig viel Schnee finden lässt – und dieses hört auf den schönen Namen „Verwall“. Wer mit diesem Begriff nicht viel anfangen kann ist leicht zu helfen: Die Verwallgruppe beginnt – laienhaft gesprochen – östlich von Landeck und zieht sich südlich des Arlbergtunnels bis zum Montafon.

Freitag: St. Anton – Arlberger Winterklettersteig – Edmund-Graf-Haus

Von der Talstation der Rendlbahn folgen wir kurz der Piste und zweigen schnell auf eine Forststraße ab. Durch unterschiedliches Gelände ziehen wir hoch ins Skigebiet und nutzen die beiden Rendllifte, die uns zum Einstieg des Arlberger Winterklettersteigs bringen. Die Bedingungen dort sind aktuell top: keine Steigeisen notwendig, kein Eis und keine Löcher im Schnee. Auch die heikle Platte am Ende lässt sich problemlos umstapfen. Von der Roßfallscharte fahren wir östlich ins Malfontal bis zur Hinteren Malfonalpe ab. Schnee aktuell top! Hier wird aufgefellt und wir starten zum 600hm Anstieg zum zum Edmund-Graf-Haus. Der Winterraum dort ist klein und bietet 4 Personen Platz. Es gibt einen Vorraum mit Holz sowie einen Ofen, der sich allerdings nur schlecht anheizen lässt. Wir haben trotz Esbit-Würfel und allen Tricks eine Ewigkeit gebraucht, bis das Feuer gebrannt hat. Dafür ist der kleine Raum dann aber schnell warm. WC gibt es keines.

Samstag: Edmund-Graf-Haus – Kappler Joch – Kappl – Niederelbehütte

Hoher Riffler macht aktuell keinen Sinn (verblasen) und unser Plan, über den Rifflerweg und die Schmalzgrubenscharte nach Kappl zu gelangen wird vereitelt (Schnee, Steilheit). Also machen wir uns an den gemütlichen Anstieg zum Kappler Joch. Dort angelangt fällt die Entscheidung, westlich oder östlich abzufahren gar nicht so leicht. Wir bleiben bei unserem neuen Plan und wagen uns an eine der genialsten Abfahrten dieser Saison nach Kappl. 1.400hm unverspurter Powder und im Sonnenschein dem Tag entgegen – einfach herrlich. Bei der Straße erwischen wir genau den Bus, der uns zur Talstation der Seilbahn in Kappl bringt. Wir lösen ein Tourengeherticket und können somit die 3 Lifte bis zum Albitkopf nutzen. Im folgenden Variantengelände halten wir uns rechts direkt unter den Felshängen (im Nachhinein betrachtet wäre es besser gewesen, direkt durch die Mitte abzufahren) und gelangen so zur Unteren Seßladalpe. Hier wird aufgefellt und wir spuren entlang des Baches zur Niederelbehütte. Eigentlich möchten wir übers Seßladjöchli zur Darmstädter Hütte, aber auch dieser Plan wird auf Sicherheitsgründen verworfen. Unterhalb der Steilstufe zum Jöchli entscheiden wir uns zum Abbruch und schwingen zur Niederelbehütte ab. Sabine bezieht schon einmal das Quartier und ich starte noch zu einer Sundowner-Tour. Der Winterraum ist ein eigenes Gebäude, das – so war’s zumindest bei uns – zuerst einmal ausgegraben werden muss. Es gibt keinen Vorraum, dafür Platz für 10 Personen und einen guten Ofen samt Kochutensilien. WC gibt es leider ebenfalls keines.

Sonntag: Niederelbehütte – Kreuzjochspitze – Albitkopf – Malfontal – Pettneu

Sonnenschein begrüßt uns am Morgen und wir starten zur Kreuzjochspitze. Die Route ist im dritten Viertel heikel, da eine kurze Steilstufe zu einem Steilhang führt, der dann in den Kessel unterhalb des Gipfels mündet. Wir sehen uns unterschiedliche Routen an und entschließen uns nach einigem Hinundher am Ende für den Aufstieg relativ weit rechts nahe der Felsen. Unterhalb des Grats schnallen wir für ca. 50hm die Ski an den Rücken. Wirklich zu trauen ist diesen Hängen nicht… Die Gipfelflanke nach dem Grat ist etwas verblasen und erfordert ebenfalls Konzentration. Vom schönen Holzkreuz können wir die geplante Abfahrtsvariante auf der anderen Seite gut einsehen und entscheiden uns dagegen (sieht von oben ziemlich verweht aus). Also retour über die Aufstiegsroute und im Sonnenschein der Hütte entgegen. Der Schnee ist perfekt und die Hänge erweisen sich als weitaus stabiler wie vermutet. Keine Schneebretter, Spontanlawinen oder ähnliches – njente nada.

Die Hütte lassen wir rechts liegen und fahren ins Skigebiet, wo wir erneut ca. 300hm zur bereits bekannten Albitkopfbahn spuren. Frühjahr pur ist angesagt. Von der Bergstation folgen wir ca. 300m der Skiroute und verlassen diese ins jungfräuliche Variantengelände. Die nun folgende Abfahrt läuft ebenfalls perfekt und führt uns zurück ins Malfontal, dem wir nach Pettneu folgen. Mit dem Bus #9 retour nach St. Anton und ab nach Hause.

Fazit:

Jeder schwärmt immer von den perfekten Verhältnissen, Pulver & Sonnenschein pur, blablabla. Diesem Trend muss ich mich für diese Wochenendunternehmung „leider“ anschließen. Gut, die Sonne war nicht immer dar, aber der Schnee WIRKLICH super!! Die befahrenen Hänge sind sicherlich keine Standardrouten und absolut genial!

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